Ewigkeitssonntag

Die Entstehung des Totensonntags — Alle Heiligen
grave-674443_1280 (Foto: pixabay.com)

Bei uns wird am Ewigkeitssonntag noch einmal innegehalten und der Verstorbenen gedacht.
In den östlichen Kirchen gab es schon seit Anfang des 4. Jahrhunderts Allerheiligenfeste, bei den Byzantinern zunächst als Herrentag aller Heiligen am Sonntag nach Pfingsten. Es galt, bei der Fülle der Märtyrer nach den Verfolgungen keinen zu vergessen.

In der westlichen Kirche weihte Bonifatius IV. am 13. Mai 609 (oder 610) das Pantheon in Rom - zuvor das Heiligtum der antiken Götterwelt – Maria und allen Märtyrern; dazu wurden 28 Wagenladungen mit Gebeinen von Märtyrern aus den Katakomben um Rom in die Kirche gebracht. Bonifatius ordnete eine jährliche Feier an, zunächst am Freitag nach Ostern. Papst Gregor III. weihte eine Kapelle in der Basilika St.Peter in Rom allen Heiligen und legte den Feiertag auf den 1. November. Ende des 8. Jahrhunderts begann man das Fest in Frankreich zu feiern. Papst Gregor IV. dehnte 839 den Gedächtnistag auf die ganze Kirche aus, seither wird Allerheiligen und Allerseelen an den ersten beiden Novembertagen begangen. An Allerheiligen wird aller Heiligen, Märtyrer und Verstorbenen gedacht, auch der Heiligen, um deren Heiligkeit niemand weiß als Gott.
In den Bistümern Lausanne - Genf - Fribourg, Sitten und Osnabrück wird am 5. November speziell aller Heiligen des jeweilen Bistums gedacht, in Irland am 6. November aller Heiligen Irlands, in Hamburg am 8. November aller Heiligen des Erzbistums, in Berlin am selben Tag aller Märtyrer des Erzbistums und in Irland aller Heiligen Irlands. Auch verschiedene Orden haben ihre eigenen Gedenktage für die verstorbenen heiligen Ordensangehörigen.

Der orthodoxe Gedenktag aller Heiligen findet an den Sonntagen nach Pfingsten statt, der armenische an Samstagen nach dem Kreuzerhöhungssonntag.

In angelsächsischen Ländern verbreitet ist der Brauch, in der Nacht zum 1. November Halloween zu feiern. Das Wort Halloween ist eigentlich eine Verballhornung von Allerheiligen — all hallow souls oder all hallow eve — Vorabend von Allerheiligen. Im Hintergrund von Halloween steht der keltische Neujahrstag am 1. November und das Samhain-Fest, ein Erntedankfest zum Jahresende, das die Menschen ausgelassen und fröhlich feierten; dazu gab es die für die Jahreswende typischen Wahrsagebräuche, die in Irland noch heute zu Halloween gehören. Halloween wurde dann erst im Laufe des 20. Jahrhunderts in den USA zum Fest des Grauens.

Iren brachten Halloween nach Amerika. Mit dem Spruch Trick or treat, Rat oder Gabe, gehen in den USA Kinder, als Geister verkleidet mit dem grimmig aussehenden Kürbis, der ausgehöhlt und durch eine Kerze erleuchtet ist, von Haus zu Haus und erhalten von den Bewohnern Süßigkeiten als Geschenk; werden sie abgewiesen, wollen sie sich mit Streichen rächen - so ihre Drohung. Der ausgehöhlte und beleuchtete Kürbis, Jack-o-Lantern genannt, geht zurück auf die Legende vom Trunkenbold Jack, den nicht einmal der Teufel in die Hölle einlassen wollte; aus Mitleid gab er Jack wenigstens eine glühende Kohle mit auf den Weg, die steckte Jack in eine Zuckerrübe, damit sie nicht verlischt und ihm den Weg zeigen kann - seitdem spukt sie ruhelos durch die Welt.

In den USA hat Halloween Tradition, aber in den letzten Jahren nimmt der Gruselrausch immer größere Dimensionen an. Heute ist oft nicht ganz klar, ob Jack-o-Lantern uns vor bösen Geistern beschützt, oder ob er selbst einen Unhold darstellt. In jüngster Zeit wird Halloween auch bei uns immer mehr Kult. Die Fantasie-Welt, die Freude am Verkleiden, das Gemeinschaftsgefühl beim Kürbisschnitzen, aber auch Gespräche über Angst und Vertrauen können helfen in dieser besonderen Nacht.

Und das Totengedenken der Reformierten? Die Reformatoren hatten alles unterbunden, was an Totenkult erinnern könnte. Daher kamen Allerheiligen und Allerseelen nicht auf den Festtagskalender. Das Bedürfnis aber blieb, und oft wurde «wild» gefeiert, bis sich im 19. Jahrhundert der Ewigkeitssonntag als gemeinsamer protestantischer Totengedenktag etablierte. Es ist der letzte Sonntag im alten Kirchenjahr, und es ist ein Abschluss, der nahtlos in einen Neuanfang übergeht, in die Adventszeit, wo das Licht des Lebens im Dunkeln wieder aufstrahlt und mit Christi Geburt den Tod mit dem Leben versöhnt.

Gottesdienst Ewigkeitssonntag Sonntag, 23. November, 14.00 Uhr, Kirche Bargen
Pfarrer Jürg Kägi, Organistin Susanne Hügli, Barbara Baumgartner, Blockflöte, Kollekte: Beratung Leben und Sterben, Bern